22. April 2021
Wenn sich das Erbgut von Bakterien so verändert, dass sie unempfindlich gegenüber Antibiotika werden, entstehen multiresistente Erreger (MRE). Infektionen durch MRE haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Besonders groß ist die Gefahr in Krankenhäusern oder Pflegeheimen. Wir klären über Risikofaktoren auf und stellen die wichtigsten Hygienemaßnahmen vor, mit denen medizinische Einrichtungen ihre Patienten schützen können.

Einer im Jahr 2018 veröffentlichten Studie des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) zufolge erkranken in Deutschland jährlich ca. 54.500 Menschen an Infektionen, die durch MRE ausgelöst werden. Etwa 2.400 davon verlaufen tödlich. Nicht die Bakterien an sich sind das Problem, sondern ihre Resistenz gegen viele verschiedene Antibiotika („Multiresistenz“), die Behandlungen deutlich erschwert. Oftmals sind spezielle Labortests notwendig, um herauszufinden, welche Medikamente wirksam sind. Eine der größten Ursachen für die zunehmende Anzahl von multiresistenten Erregern ist die falsche Anwendung von Antibiotika, beispielsweise durch eine zu häufige oder zu kurze Einnahme.

Das bekannteste Beispiel für MRE sind die Methicillin-resistenten Spaphylococcus aureus (MRSA). Diese Bakterien sind auch in gesunden Menschen zu finden, beispielsweise auf der Schleimhaut im Rachen oder Nasenvorhof. Eine Infektion kann dann entstehen, wenn die MRSA mit offenen Wunden oder Schleimhäuten in Berührung kommen und auf diese Weise in den Körper gelangen. MRSA kommen vor allem in Krankenhäusern und Pflegeheimen vor, weil sich hier viele kranke und geschwächte Menschen aufhalten und die Einnahme von Antibiotika geläufiger ist als an anderen Orten.

Risikofaktoren für MRE-Infektionen

Multiresistente Erreger sind für etwa 6 Prozent der Krankenhausinfektionen (nosokomiale Infektionen) verantwortlich. Das sind Infektionen, die sich sich Patienten während eines Aufenthalts im Krankenhaus oder bei einer medizinischen Behandlung zuziehen. Zu den häufigsten gehören Lungenentzündungen oder Wundinfektionen. MRE sind jedoch keineswegs nur in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen vorzufinden – die meisten Keime bringen Patienten selber von außerhalb mit. Viele Menschen sind mit Bakterien wie MRSA besiedelt, ohne dies zu bemerken. Hierin liegt die Gefahr, denn die Erreger lassen sich unbewusst auf Patienten aus Risikogruppen übertragen, die dann eine schwer zu behandelnde Infektion entwickeln können.

Die Übertragung von MRE findet in den meisten Fällen durch direkten Kontakt über die Hände statt. Aus diesem Grund zählt die richtige Handhygiene zu den wirkungsvollsten Methoden, um eine Ausbreitung zu verhindern: Dies gilt für jede einzelne Person in der jeweiligen Einrichtung – sowohl für Patienten, als auch für Besucher und Beschäftigte. Krankenhäuser können mit der konsequenten Umsetzung besonderer Hygienemaßnahmen zur Eindämmung der Erreger beitragen.

Häufige Risikofaktoren sind u. a.:

  • Längerer Aufenthalt im Krankenhaus oder Pflegeheim
  • Einnahme von Antibiotika
  • Geschwächte Abwehr, z. B. durch Infektionen wie Diabetes und HIV
  • Hautverletzungen und chronische Wunden
  • Vorliegen von Fremdkörpern wie Kathetern im Körper
  • Einnahme von Medikamenten, die das Immunsystem unterdrücken
  • Ambulante Operationen

Präventionsmaßnahmen im Krankenhaus

Zu den wichtigsten Maßnahmen der Krankenhaushygiene, um Patienten vor Infektionen durch MRE zu schützen, zählen:

  • Sofortiges Melden einer MRE-Infektion an die Hygienebeauftragten
  • Regelmäßiges Screening der Patienten auf multiresistente Erreger
  • Richtige Hand- sowie persönliche Hygiene des Personals
  • Regelmäßige Reinigung und Desinfektion von Flächen und Instrumenten
  • Korrektes An- und Ablegen der Persönlichen Schutzausrüstung (PSA)
  • Ausführliches Informieren der Patienten und deren Angehörigen über die korrekte Handhygiene
  • Umsetzen von Isolierungsmaßnahmen für infizierte Patienten, z. B. durch Unterbringung im Einzelzimmer
  • Einschränken der Kontaktpersonen von MRE-Patienten
  • Tägliches Waschen und Desinfizieren von Bettwäsche, Kleidung und sonstigen Gegenständen von infizierten Personen
  • Ordnungsgemäße und sichere Entsorgung von ggf. kontaminierten Instrumenten, Wäsche und Abfall

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