Forderung nachverstärktem Fokus auf Desinfektion
Bereits vor der 2020 beginnenden COVID-19-Pandemie wurden hohe Nutzungszahlen von
Einmalhandschuhen festgestellt. Allein im Universitätsklinikum Leipzig wurden im Jahr 2019 knapp 94.000 Pakete mit jeweils 150 Handschuhpaaren verbraucht. Das steigerte sich mit der Pandemie auf 106.000 Pakete, entwickelte sich aber 2022 – trotz weiterhin bestehender COVID-Schutzmaßnahmen – leicht zurück. So wurden im letzten Jahr rund 97.000 Pakete verbraucht. Auch wenn aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre das Bedürfnis nach Selbstschutz gewachsen sei, wäre ein Großteil der genutzten Handschuhe nach Prof. Iris Chanberny – Direktorin des Instituts für Hygiene/Krankenhaushygiene des Universitätsklinikums Leipzig – nicht notwendig gewesen.
Chanberny ist klare Befürworterin regelmäßiger Desinfektion und auch Veröffentlichungen belegen, dass das Tragen medizinischer Einmalhandschuhe die alkoholische Handdesinfektion nicht ersetzen kann. Zudem betont die KRINKO – Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention – in ihren Ausführungen zum Tragen von Schutzkleidung, dass medizinische Einmal- und Schutzhandschuhe nur dann getragen werden müssen bzw. sollten, wenn die Behandlerin bzw. der Behandler einer (potenziellen) Kontamination mit Sekreten, Exkreten oder Blut ausgesetzt ist.
Das Tragen wird zusätzlich dann empfohlen, wenn die Infektionskette unterbrochen oder die Freisetzung von Erregern bei einer antiseptischen Wunde verhindert werden kann. Auch wenn Keime zu erwarten sind, die nicht mit dem zur Verfügung stehenden Desinfektionsmittel behandelt werden
können, ist das Tragen von Handschuhen sinnvoll. Damit ist die Entscheidung für oder gegen Handschuhe auch immer vom Wirkungsspektrum der genutzten Desinfektionsmittel abhängig.
Gerade bei Behandlungen oder Maßnahmen, in denen die KRINKO keine klare Empfehlung für das Tragen ausspricht, sollte verstärkt auf die richtige Handdesinfektion gesetzt werden. Darunter fallen beispielsweise Tätigkeiten wie das Messen von Temperatur und Puls oder auch das Anbringen nicht-invasiver Beatmungsgeräte und Sauerstoffkanülen. Damit werden unnötig genutzte Handschuhe eingespart und Abfälle reduziert. Denn die übermäßige Nutzung von Handschuhen verstärkt das Abfallproblem, das viele deutsche Krankenhäuser haben. Mit bis zu acht Tonnen Abfall am Tag gehören Krankenhäuser zu den fünf größten Abfallproduzenten – hier fallen auch die Einmalhandschuhe deutlich ins Gewicht.
Quellen
- Universitätsklinikum Leipzig: Entwicklung der vergangenen Jahre: Mehr Handschuhe statt Desinfektion
- Robert Koch-Institut: Medizinische Einmalhandschuhe und Schutzhandschuhe: Indikation und Desinfektion
- Bundesgesundheitsblatt: Händehygiene in Einrichtungen des Gesundheitswesen – Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch- Institut (RKI)
- F. K. Sonsmann und A. Wilke: Mit Einmalhandschuhen richtig umgehen